Samstag, 1. April 2006

was besonderes

Freitag, 31.Maerz
Man bekommt hier ja Broschueren fuer alles und jedes, so hatte ich eine Gallerie entdeckt, zu der ich gehen wollte; eigentlich wollte ich gestern schon, aber irgendwie wurde ich auf dem Weg wieder mal zu sehr abgelenkt, und dann was es schon zu spät ... also habe ich mir es heute wieder vorgenommen, und diesmal habe ich es bis zum Bahnhof geschafft, an dem ich erst realisierte wie weit das wirklich ist - 20 min mit einer Vorstadtbahn - dachte ich ein paar Sekunden darüber nach, nicht zu gehen (denn es gäbe auch noch so viel zu tun in der Zeit in der Stadt, ich müsste nicht so weit raus dafuer eigentlich), aber irgendwas sagte mir: geh!

Und es hat sich gelohnt, mehr als dass, es war einfach ein aussergewöhnliches Erlebnis. Nach dem "Erlebnis" beim Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel ein Stück "Leben" mitzubekommen, folgte was ganz anderes.

Ich kam nun also zu der Gallerie, und hörte Musik. Trommeln. Ich sah durch ein Fenster ein paar Menschen in Bewegung. Jemand dort drin sah mich, und machte sofort überschwengliche Bewegungen um mich hereinzubitten; das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und das neugierige berni-Kind schaut was da los ist. Eine Tanzprobe, ein paar Mädchen und ein paar Jungs tanzen eine Formation vor einem Spiegel. Dazu die Trommler, ohrenbetäubend laut; und ein paar andere die zuschauen oder eher warten bis sie dran sind. Ein paar Mamas mit kleinen Kiddies, oder vielleicht sogar Grossmamas mit den Kiddies der Tanzenden. Schon recht bald schickt der Boss die schwitzenden Tänzer in die Pause, ich verkrümele mich ebenfalls, eigentlich war ich ja zur Gallerie gekommen und war mir immer noch nicht so sicher ob ich überhaupt so richtig eingeladen war da zuzuschauen, denn inmitten, nein - am Rande dieser Menschen war ich doch ein Fremdkörper.

Die Gallerie war auch etwas ganz besonderes, aber hinterher habe ich mich doch noch einmal in den Tanzraum getraut, diesmal waren wohl "die Großen" dran, sie scheinen für ein zusammenhängendes Stück zu proben, und haben dass auch publikumsorientiert gemacht; und diesmal statt in Richtung des Spiegels in die Richtung der paar Mamas und Tänzer und Tänzerinnen, die nicht mitmachten, zu tanzen.

So kam ich in den Genuss einer beinah kompletten Show einer Maori-Samoanischen-Cook-Island Tanz- und Singgruppe, die zwar ohne "Kostüme", dafür aber mit umso mehr Leidenschaft und Ehrlichkeit tanzten und sangen. Erst auf dem Weg nach draussen entdeckte ich die Schilder, die darauf hinweisen dass jedermann eingeladen ist den Proben beizuwohnen, ausser mir war aber trotzdem niemand da ohne polynesischen Wurzeln....

Man konnte die Freude der Leute am Tanzen und Singen richtig fuehlen. Sie waren so begeistert bei der Sache, es war so schoen anzuschauen, und ich muss zugeben, dass ich fast ein bißchen neidisch war, dass wir nicht eine solch "schoene Kultur" haben, die wir fühlen und machen koennen, die wir leben koennen.
Ein Mauori hatte vor ein paar Tagen zu mir gesagt, "die nennen das Individualismus" - er meinte die Einsamkeit oder besser "Eigenbrötlerei" in "den Städten".

Wellington

Diese Stadt hat mich gewonnen. Es gefaellt mir so gut hier dass ich von Tag zu Tag den Aufenthalt verlaengere. Die Kunststadt Wellington, deren jährliches Kunstfestival eigentlich seit ein paar Wochen vorbei ist, hat fuer mich immer noch genug Kunst da gelassen. Besonders angenehm finde ich, dass hier eigentlich alles ohne Eintritt ist, sehr freundlich. Sollten die in München auch mal einführen, vielleicht wäre ich dann auch schon in ein paar mehr Museen gewesen statt nur im Völkerkundemuseum.

Besonders begeistert bin ich von der Ausstellung von Yann Arthus Bertrand ueber die ich gestern spät am Abend gespolpert bin, obwohl sie gar nicht weit von meinem derzeitigen Zuhause weg ist. Der Hammer, "the earth seen from above" - 120 Bilder von allen Teilen der Welt, alle fotografiert aus der Luft. Begeistert stapfe ich ewig auf einer riesen Weltkarte herum, die bestimmt 5 auf 15 meter groß ist. Wahnsinn, die ganze Welt beinahe im "Straßenkarten-Format", perfekt zum Träumen eines Tages ein "professional Traveller" zu sein; perfekt um endlich zu sehen wo all die Leute eigentlich genau zuhause sind, die man bisher getroffen hatte.

Sowieso sind alle Austellungen und Museen sehr "interaktiv", das richtige für Kinder wie mich, man darf - ja man soll alles antatschen und aufmachen und draufdrücken und wegschieben und umdrehen und erleben. War ja eigentlich noch nie wirklich viel in meinem Leben um Museum (kann mich eigentlich an kaum eines erinnern - ja, ich weiss Mama, ich hätte halt mal mit ins Technorama kommen sollen) aber wenn alle so toll sind wie diese hier dann werde ich ab jetzt ein absoluter Fan.

Wellington ist so lebendig. So bunt. Und kommt ein bißchen verrueckt rueber. Weiß nicht wieso. Vielleicht wegen der vielfältigen Kunst.

Und zum ersten mal sehe ich wirklich hohe Häuser in diesem Land.

nz-wellington1

Multikulti isses hier nun auch endlich mal so wie man sich es vorstellt, hatte heute ein indisches Essen, das wohl in Indien nicht haette schaerfer sein koennen.... "ah geh, mach au rät hot"

Und das Nationalmuseum "te papa" - *schwärm* einfach grossartig! Die verschiedenen Einwohner des Landes werden zumindest in dem Prozentsatz, in dem sie auch im wirklichen Leben vertreten sind, beruecksichtigt. Ich habe viel gelernt, war nun schon zum zweiten mal da... und morgen nochmal.

nz-wellington2

nicht nur architektonisch ein Highlight. Kommt auf dem Bild nicht so richtig raus....



Unten ein paar Fotos von der derzeitigen Maiori-Kunst. Ein Versammlungshaus, bei uns würde man wohl Dorfgemeinschaftshaus sagen *g*, braucht jede Ansiedlung. In der Sprache der Maiori heisst das Marae. Und das Marae, dass man im Te Papa besichtigen kann, ist kein leblosen Ausstellungstück, sondern es ist lebendig. Wird genutzt. Ist gebaut für alle Einwohner Neuseelands. Ich denke die meisten von Euch haben eine Vorstellung von einem reich verzierten Marae aus der Südsee, ich werde an der Stelle evtl ein Foto nachschieben, falls ich mal ein "traditionelles" sehen werde. Na, jedenfalls hat man ja das Bild im Kopf von dem kunstvoll geschnitzten Giebel, und sämtlichen Pfosten und Holztrageteilen mit grimmigen Grimassen, und dazwischen kunstvoll geflochtene Matten, alles dominiert von den Südsee-mustern, Spiralförmige und ineinander verflochtene Muster, neben geraden und sich kreuzenden Linien. Aber hier, vergiss alles was Du bisher davon gesehen hast.

Statt grosser Bäume haben sie MDF genommen (für die nicht-Schreiner: Man nehme Holz; zerfasere und zermatsche es bis es ein einheitlicher Brei entstanden ist; und presse es wieder zusammen - und hier) Erklaerung von WIkipedia), das ganze wurde augenscheinlich mit Laubsägen bearbeitet und mit pastellfarben (!) veredelt. Dummerweise ham sie vergessen auch die benutzten Schrauben mit der jeweiligen Farbe zu veredeln, aber das fällt wohl nur dem Schreiner auf...

Dargestellt werden wie gewohnt die Ahnenfiguren, Götter, oder wie man sie auch immer nennen will, in dem üblichen Formen und Gestalten aber eben mit - für mich - völlig neuen Techniken. Jetzt aber raus damit.

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und so sieht das ganze dann als ganzes aus... allerdings hab isch des mit dem Licht noch nich so ganz raus...

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Von Motueka nach Wellington

Montag 27.Maerz
Wieder eine Fahrt mit einem kleinen Bus, bis Nelson kenne ich ja die Strecke schon, und danach bin ich leider eingeschlafen... aber dafuer war ich umso wacher auf der Fähre, das war auch mal wieder was gutes für berni-kind. Fähre fahrn, Fähre fahrn, Fähre fahrn. Und das ist mal ne Fähre. Hochsee tauglich. Nicht so eine Konstanz-Meersburg Schale. Hier habe ich ewig viele Bilder gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten will.

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und berni-Kind interessiert sich natuerlich nicht nur fuer die schöne Landschaft neben, sondern auch für die tollen Formationen unter ihr:

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Hier kann man mal diese Bäume in Reih und Glied stehen sehen

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das ist von näher

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und das ist an ner anderen Stelle, aber krasser, weil sie grad deutlich am ernten sind:

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und jetzt gehts raus aufs offene Meer

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und so sah es dann auf der andern Seite aus


nz-faehre7

im Ernst, es war so diesig dass man erst mal nichts gesehen hat... und danach hatte ich den Foto schon wieder eingepackt...

Motueka

Jetzt bin ich in einem suessen, wunderschoenen Haus , mit einem paradiesischen Garten in dem gerade noch die letzten Pfirsiche reif sind und schon die ersten Feigen; jeden Tag pfluecke ich mir ausserdem ein paar Zitronen, deren Saft ich mit sehr viel Zucker und Wasser trinke, denn ich habe, seit ich in Neuseeland bin eine Erkältung. Das Haus ist uebrigens in Motueka am Rande des Abel Tasman National Parks, suedwestlich von Nelson (karte). Hier ist es auch deutlich wärmer, und hier werde ich auch erst mal ne zeitlang bleiben, nicht nur zum arbeiten.

Die Arbeit macht Spass, einerseits mache ich Betten und putze Kueche und Bad, andererseits mache ich ein paar klitzekleine Schreinerarbeiten, erneuere hier und da Silikon und kaempfe mit einem leckenden Hahn in einer Dusche, der schon ein Stueckchen Hartfaserplatte aufgeweicht und zerbröselt hat... ich hab gewonnen, auch wenn es aus deutscher, perfektionistischer Schreinersicht nur ein Kompromiss war. Auch arbeite ich in diesem wunderschoenen Garten, was mir eine besondere Freude war!

Die ersten zwei Tage laufe ich einfach nur im kleinen Örtchen Motueka herum, eigentlich immer auf dem Weg zum Meer, aber immer wieder lenken mich viele Dinge ab, die mich von meinem Weg abbringen. Aber, "der Weg ist das Ziel", und somit ist dass Ziel immer erreicht. Ein gepflegter - will nicht sagen spiessiger Ort, immer wieder diese kleinen, einstoeckigen Haeuschen, manche viktorianisch und alt, manche hyperdesignt und neu, und alles erdenkliche zwischendrin. Aber auch wieder viele Zaeune, ja Mauern ueberall, alles ist abgesperrt und verriegelt und vor allem sichtgeschützt. Ich ueberlege immer wieder ob es was mit der "Mentalitaet" zu tun hat oder ob es einfach nur daran liegt das die Häuser so klein sind, und die Menschen einfach mehr Platz fuer sich brauchen, mehr Privatsphaere, auch ausserhalb des Hauses. Denn hier ist die sonnenreichste Gegens von Neuseeland, ein Grossteil des Lebens wird sich draussen abspielen. Auch in Christchurch dachte ich schon dass dies wohl ein Grund dafuer ist, dass die Haeuser so klein sind, weil sie sie eigentlich dort gar nicht wirklich brauchen, aber in Greymouth wurde ich des Gegenteils belehrt, denn dort regnet es ja die meiste Zeit, aber die Haeuser sind dort nicht wirklich groesser...

Jeden Tag hoffe ich darauf endlich mal ein Tag am Strand verbringen zu koennen, aber nachdem ich an der regenreichen Westkueste Sonne hatte, habe ich in der sonnigsten Gegend Neuseelands leider keine richtige Sonne. Stattdessen treffe ich immer wieder sehr nette Leute die ein paar Tage am gleichen Ort verbringen, es ist sehr interessant, die verschiendene Gründe bringen verschiedene Menschen zusammen...

Nur einen Tag verbringe ich im Abel Tasman National Park, den dafuer umso intensiver. Ein toller Tag, stuermisch wie die Sau; aber dadurch hat das Kayak und Motorboot fahren erst den richtigen Schwung bekommen! Und das krasseste ist: Trotz nicht vorhandener Sonne hab ich n Sonnenbrand auf der Nase bekommen!


Und am Tag danach gehts schon weiter - schwupps so schnell is ne Woche um.

Mein zweites Blog gibt es

übrigens dort: be.suedblog.de
habe mich noch nicht entschieden und blogge momentan parallel... haben beide Vor- und Nachteile. So wie das Leben in der Großstadt und in der Provinz eben auch. Und so wie im Meatspace werde ich auch im Cyberspace zwei Orte haben.

UPDATE: Bin ganz umgezogen.


just be. fragend und erzählend.
mail: be.shiva [at] gmail . com.
icq: einsOvier2sechsOdrei5eins

Aktuelle Beiträge

Danke für den Hinweis!
Hab mir inzwischen auch mal noch ein paar "Machinima"...
just be. - 10. Nov, 13:44
Ja tuts
Hab mal ein paar Monate gespielt, bis es mir zu stumpf...
Thorben (Gast) - 10. Nov, 11:23
nun ja
das mit dem parallel bloggen stellt sich als genauso...
just be. - 20. Okt, 14:05
Auch in Deutschland werden...
und das wissen leider die wenigsten. Schon 1999 bei...
just be. - 11. Okt, 22:50
hahaha, danke dafuer!
hahaha, danke dafuer!
anthronaut (Gast) - 10. Okt, 22:56

Was ist das?

be.erni. frägt und erzählt. Viel.
Wie man das gewohnt ist. Diesmal nicht per eMail, sondern hier. Kommentare erwünscht!

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