Medien 2.0 oder neue Medien:
Welche Medien sind gemeint?
Reden wir von Zeitungen? Diesem Informationsmedium unserer Urgroßeltern, das uns heute schon mitteilt, was gestern passiert ist?
Was könnte eine Zeitung schon über Web 2.0 schreiben? „Hey, schön, dass Sie unsere Zeitung gekauft haben, aber wir möchten Ihnen mitteilen, dass sie dies hier alles schon gestern im Internet hätten lesen können und nicht nur das: Sie hätten es speichern, zitieren und durchsuchen können, sie hätten die Texte mit anderen teilen und diskutieren können! Und nun viel Spaß beim Wegwerfen dieser Blätter, kaufen Sie sich doch einfach morgen neue!“? [...]
Oder reden wir vom Fernsehen, [...]
Diesem hochmodernen Medium, das so tolle Nachrichten hat wie: „Wir können Ihnen jetzt einen Film zeigen, der vor zwei Jahren im Kino lief und den es seit einem Jahr auf DVD gibt.“ - „Super, ja, den würde ich mir gern noch ein fünftes Mal ansehen, zeig her!“ - „Ähm… gut… also… sagen wir: nächsten Freitag um 23 Uhr?“
Wenn jemand im Zusammenhang mit Web 2.0 oder dem Internet generell von einer Revolution spricht, darf man ruhig lächeln. Denn es geht nicht um Medien-Revolution, sondern um Medien-Evolution:
Das Web ist das Medium, mit dem wir, noch viel mehr aber unsere Kinder aufwachsen. Genauso, wie es für diese Kinder unvorstellbar wäre, wenn ein Telefon mit einer Schnur in der Wand verankert sein müsste, käme es ihnen absurd vor, wenn Dritte entscheiden würden, welche Musik sie wann zu hören haben und zu welcher Zeit sie sich einen Film ansehen können. [...]
Natürlich untertreibe ich also etwas, wenn ich im Zusammenhang mit Web 2.0 über Evolution statt Revolution rede. Denn so sehr das Web eine Fortführung und Ergänzung der etablierten Medien ist, so sehr unterscheidet es sich auch von den klassischen Medienformen. Als erstes Massenmedium der Geschichte ist es nämlich so gut wie unkontrollierbar, sei es politisch, technisch, unternehmerisch oder redaktionell. Es ist ebenso offen für Lügen und Scharlatane wie es offen ist für Wahrheit und Genies. Es entspricht somit dem wirklichen Leben viel mehr, als es seine Virtualität vorgibt.
Dies sind Auszüge eines
Vortrages vom Johnny vom Spreeblick. (Es war eine "Polemik zum Thema Web 2.0 in den Medien" angefragt worden). Spreeblick ist übrigens eines der meistgelesenen Blogs im deutschsprachigen Raum, kann man empfehlen.
Ich bin zwar nicht mit den sog. "Neuen Medien" aufgewachsen, lebe aber schon lange mit Ihnen. Bei mir gibt es weder Fernsehen noch Zeitung.
Ich sehe mir die Tageschhau an, wann ich Zeit habe. Wenn es schon spät nachts oder am morgen ist, kann ich mir gleich den Ausschnitt zu dem Thema, zu dem ich mehr Informationen will, von den Tagesthemes anschauen. Meist nur ein paar Klicks entfernt.
Ich lese genau dass, was mich interessiert. Und ich schreibe, falls mich etwas empört.
Auch das ist web 2.0: Dass das Netz (wieder) den Leuten gehört. Dass jeder mitmachen kann. Und dass jeder ein eigenes Publikationsmedium hat.
Nur manchmal wird diese Entwicklung mit der Erfindung des Buchdrucks verglichen. Ich tue das aber hier wieder gerne, denn damals gab es überhaupt erst den Zugang zum Wissen. Jeder konnte potentiell alles lesen was er wollte.
Damals konnte man lesen, heute kann man schreiben.